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Verwitterte Steinmauern im Abendlicht

Burggeschichten

Kirgistan und zurück

Georg Almásy war ein richtiger Abenteurer. Als Ornithologe ursprünglich auf der Suche nach neuen Spezies im nahen und ferneren Osten, begann er sich im Laufe der Zeit immer mehr den Menschen und ihren Bräuchen zuzuwenden. Er entschied sich aktiv gegen ein Leben in Luxus auf der Burg Bernstein und verbrachte seine Zeit damit, mit Esel- und Kamelkaravanen durch die kirgisischen Steppen und Berge zu ziehen.
Wie befremdlich müssten ihm die Annehmlichkeiten der modernen Zeit anmuten. In einem Tagebucheintrag gibt er sich etwas enttäuscht darüber, dass das Leben keine echten Abenteuer mehr bereithalte und dass das Reisen schon zu bequem geworden ist, da man von Bernstein aus schon in wenigen Wochen mit der Postkutsche nach Taschkent (Hauptstadt von Usbekistan) gelangen könne.
Von einer dieser Forschungsreisen brachte Georg einen „Austauschstudenten“ für ein Jahr nach Bernstein mit, ein kirgisischer Junge aus einer lokalen Adelsfamilie, der seinen Söhnen die Landessprache beibringen und ihm selbst bei der Übersetzung des Manas-Epos (DIE kulturgründende Sage der Kirgisen, vergleichbar mit der Odysse in Europa) behilflich sein sollte.
Es gibt einige Fotografien von diesem Jungen und den Brüdern László und János im Bernsteiner Burghof. Nach der Rückkehr des Kirgisen in seine Heimat gab es noch regelmäßigen Briefkontakt zwischen den Jugendfreunden, bis dieser nach einem heftigen Erdbeben in Kirgistan abbrach. Das weitere Schicksal des Jugendfreundes ist unbekannt geblieben.