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Burggeschichten

Besatzung

János Almásy war Soldat im Ersten Weltkrieg an der Karpatenfront und wusste deswegen welches Schicksal leerstehende Häuser erwartet. Aus dem Zweiten Weltkrieg konnte er sich als Kriegsversehrter heraushalten, doch als klar wurde, dass die Rote Armee immer näher an Bernstein heranrückt, musste er eine Entscheidung treffen.
Fliehen oder Bleiben? Er entschied sich zu bleiben, eine Flucht wäre auch mit seiner Frau im Rollstuhl fast unmöglich gewesen und er schätzte seine Chance in Bernstein besser ein. Aus seinem Tagebuch erfahren wir, wie er sich für den ersten Tag der sowjetischen Besatzung vorbereitet hat.
Er ließ sämtlichen Alkohol im Haus wegschütten, damit sich die Soldaten nicht betrinken konnten. Der Köchin trug er auf, Fleisch einzukaufen damit jeder, der durch das Burgtor marschierte, als erstes einen Teller mit Essen in die Hand bekam. Alle Türen, Kästen, Schränke und Truhen im Haus waren unversperrt und er machte allen klar, dass es keinen Sinn hatte sich zu wehren, sondern dass man den Soldaten einfach das geben sollte, was sie haben wollten. Zudem sprach János Russisch und so konnte er sich verständlich machen. Einige der Soldaten fürchteten sich auch vor der „Weißen Frau“, der Hausgeist der Burg Bernstein und János war natürlich bestrebt, diese Furcht weiter zu bestärken und erzählte ihnen die tollsten Geistergeschichten. All diese Maßnahmen zeigten Wirkung und so rettete er gemeinsam mit seiner Frau die Burg vor der Plünderung.